Im Oktober wurde die 18. Shell-Jugendstudie mit dem Titel »Jugend 2019. Eine Generation meldet sich zu Wort« vorgestellt. In ihr werden die Daten der von Januar bis März 2019 durchgeführten Befragung vorgestellt. Für den quantitativen Teil waren 2.572 Jugendliche aus Ost und West, männliche und weibliche, mit und ohne Migrationshintergrund, mit unterschiedlichem Bildungshintergrund befragt worden. Die Stichprobe ist repräsentativ für die Wohnbevölkerung der 12 bis 15-Jährigen in der Bundesrepublik. Zusätzlich wurden mit 20 Jugendlichen vertiefende, qualitative Interviews geführt.
Ein wesentlicher Befund ist, dass sich im Jahr 2019 eine neue Generation formiert. In den Shell-Jugendstudien 2002, 2006, 2010 und 2015 wurden die Jugendlichen zusammenfassend als »Die Pragmatischen« beschrieben. Die befragten Jugendlichen hatten Sorge, keinen Arbeitsplatz zu finden oder waren von Arbeitslosigkeit betroffen. Zentral für sie war, für sich persönlich einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu finden, und nicht so sehr die gesellschaftlichen Verhältnisse zu ändern. Das zentrale Anliegen der jetzt Befragten ist der Umwelt- und Klimaschutz. Bemerkenswert ist, dass die Sorge vor Umweltzerstörung von Jugendlichen aller sozialen Schichten artikuliert wird, auch wenn sie bei den höheren sozialen Schichten etwas stärker ausgeprägt ist.
In der Shell-Jugendstudie werden mit Blick auf das Freizeitverhalten vier Gruppen unterschieden, und zwar:
• die Medienfokussierten: Hier gehören Streaming und Gaming zu den bevorzugten Freizeitbeschäftigungen, in dieser Gruppe sind Jüngere und Männer mit 70 Prozent besonders stark vertreten,
• die Familienorientierten: Diese Gruppe unternimmt Freizeitaktivitäten mit der Familie oder konsumiert klassische Medien (Fernsehen, Zeitschriften, Bücher), hier sind mit 63 Prozent besonders viele Frauen anzutreffen,
• die Geselligen: Dieser Gruppe gehören besonders über 18-Jährige an, die abends viel ausgehen,
• die kreativ-engagiert Aktiven: Hierzu zählen die Jugendlichen, die künstlerisch-kreativ aktiv sind und sich in einem Verein oder einem Projekt engagieren, in dieser Gruppe sind mit 62 Prozent mehrheitlich junge Frauen anzutreffen, weiter gehören dieser Gruppe überdurchschnittlich viele Gutgebildete an.
Hieraus lässt sich schließen, dass kulturelle Bildung vor allem Mädchen und insbesondere Mädchen, die einen höheren Schulabschluss anstreben bzw. das Gymnasium besuchen, erreicht. Projekte wie »Kultur macht stark«, die sich gezielt an Kinder und Jugendliche mit geringerer formaler Bildung richten, scheinen noch keinen nachhaltigen statistischen Effekt zu entfalten.
Es ist anzunehmen, dass die stärkere Präsenz von jungen Frauen unter den kreativ-engagiert Aktiven sich auf das Studienverhalten auswirken wird und der Frauenanteil in den Studiengängen, die für eine Tätigkeit im Kultur- und Medienbereich qualifizieren, weiter steigen wird. Bereits heute sind in einigen Studiengängen und auch Ausbildungen im Rahmen des Dualen Ausbildungssystems Frauen deutlich stärker vertreten als Männer.